Würdevolle Preisverleihung an Karl und Wenche Hafen im vorweihnächtlichen Bern

 

Die Ehrenpräsidentin der IGFM Schweiz, Frau Monique Schlegel, hat nach fast 30 Jahren des Schweizerischen Menschenrechtspreises gesagt: „Das war eine der schönsten Preisverleihungen die ich je erlebt habe.“

Vorstandmitglieder der IGFM Deutschland, wie auch der IGFM Schweiz und weitere geladene Gäste durften am 1. Dezember 2018 in Bern an der feierlichen Zeremonie zur Verleihung des Schweizerischen Menschenrechtspreises an Karl und Wenche Hafen, teilnehmen.

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Mit folgender Begründung zeichnete der Vorstand der IGFM Schweiz das Ehepaar Hafen mit dem diesjährigen Menschenrechtspreis aus: „Die IGFM ist das Lebenswerk des Ehepaars Karl und Wenche Hafen. In 40 Jahren unermüdlichem Bestreben haben sie wesentlich dazu beigetragen, dass sich die IGFM zur weltumspannenden Organisation entwickelt hat und zu einer ernstzunehmenden Stimme in der weltweiten Menschenrechtsbewegung geworden ist.“

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Der Schweizerische Menschenrechtspreis ist nicht mit einer Geldsumme dotiert, sondern es ist Tradition, dass der Preis in Form eines exklusiv für die Preisträger gemalten Bildes überreicht wird. Die bekannte Künstlerin Elsbeth Boss sagte in ihrer Bildpräsentation, die vom Duo Toccabile (www.anitawysser.ch) wunderbar musikalisch untermalt wurde:

 „Sich für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung einsetzen braucht Mut. Mut zum Mutigsein, Durchhaltewillen und Gewissheit, dass man das Rechte und Richtige tut. Menschen wie Karl und Wenche Hafen, die sich vorbehaltlos für ein friedliches Zusammenleben, achtsamen Umgang und eine „bessere“ Welt einsetzten, verdienen Achtung und Respekt!“

 

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Die Ehrenpräsidentin und ehemalige Geschäftsführerin der IGFM Schweiz, Monique Schlegel, hat das Wirken von Karl Hafen über 30 Jahre lang verfolgen können und konnte in ihrer Laudatio auch interessante, und bisher unbekannte Erlebnisse aus den frühen Jahren der IGFM-Bewegung berichten, ja sogar aus der Kindheit und Jugend von Karl Hafen: „Ein politisches Ereignis, welches viele Menschen nachhaltig geprägt hat, war der Mauerbau in Berlin im Jahre 1961. Da war Karl noch ein Schüler und durfte bis spät abends vor dem Fernseher sitzen, um die Entwicklung zu verfolgen. Er war damals zehn Jahre alt und bereits fähig, die Lage der Menschen, die in der Bernauer Strasse aus den Fenstern sprangen oder versuchten, über die noch wenige Dezimeter hohen Mauern in die Freiheit zu gelangen, zu verstehen. Und seither ist ihm das Thema MENSCHENRECHTE nicht mehr fremd! 1968, als die Russen in die Tschechoslowakei eingefallen sind, hat Karl bereits als Gymnasiast vor der Russischen Botschaft auf der andern Seite des Rheins – angeführt vom Religionslehrer – demonstriert! Für die Teilnahme an den Demonstrationen wurden die Schüler sogar von der Schule freigestellt.“

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Karl Hafen enthüllte in seiner Dankesrede noch weitere interessante Erlebnisse, so ist seine Schilderung des Einstellungsgesprächs bei der IGFM im Jahre 1978 eine wunderbares Stück Zeitgeschichte, das unbedingt nach einer Veröffentlichung schreit: „Für mich war es ein Glücksfall, als ich im Mai 1978 zum Vorstellungsgespräch zur Gesellschaft für Menschenrechte eingeladen wurde. Es war wenige Tage vor dem Staatsbesuch des sowjetischen Außenministers Gromyko in Bonn und die damals gerade mal drei Mitarbeiter – IGFM-Gründer Iwan Agrusow, seine Sekretärin und eine Mitarbeiterin für den Bereich Sowjetunion – waren damit beschäftigt, eine große Demonstration vorzubereiten. Niemand nahm mich tatsächlich zur Kenntnis, und so ließ ich mich zum Packen von Flugblättern einsetzen, bis ich dann doch am Nachmittag etwas unruhig wurde und höflich nachfrug, ob es denn doch noch zu einem Gespräch kommen werde. Herr Agrusow entschuldigte sich, er habe nun leider überhaupt keine Zeit mehr, weil er die Pakete zur Post bringen müsse, aber wenn ich ihn dorthin begleiten wolle. Ja, das war mein Einstellungsgespräch zwischen Tür und Angel. Und dann kam die Frage, wann ich denn anfangen könne. Zögerlich gab ich meine Vorstellung preis: Ich habe eine Freundin in Norwegen, die ich gerne nach Abschluss des Studiums besuchen wolle, also so September wäre mein Vorschlag. – Ich hatte sie zuletzt ein halbes Jahr zuvor gesehen. – Die unerwartete Antwort: „Das ist mir zu spät. Wann können Sie frühestens?“ Es ging immerhin um einen Arbeitsplatz. Meine Antwort: Letzte Prüfung habe ich am 19. Juli.“ Reaktion: „O.K. Sie fangen am 20. Juli an.“ Das war nicht nur eine Episode, sondern das war die harte IGFM-Realität: Der Verein zuerst, dann die Familie. Und manches Mal war es eine harte Prüfung für uns. Wie Sie sehen, haben wir zueinander gestanden und es zusammen durchgestanden und wir tun es heute noch.“

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7. Dezember 2018

Hanspeter Hartmann

Allgemein, IGFM Menschenrechtspreis