Die IGFM Sektion Schweiz freut sich eine langjährige Tradition fortsetzen zu können, und auch im Jahre 2017 wieder den renommierten Schweizerischen Menschenrechtspreis verleihen zu dürfen.
Die IGFM Schweiz möchte mittelfristig die Marke „Schweizerischer Menschenrechtspreis“ etablieren, denn nach so vielen denkwürdigen Preisverleihungen in den vergangenen Jahren ist der Menschenrechtspreis der IGFM Schweiz zweifellos zum „Schweizerischen Menschenrechtspreis“ geworden. Es freut uns das hierzu neu gestaltete Logo präsentieren zu dürfen, welches uns die nächsten Jahre bei unseren Preisverleihungen begleiten soll. Wir wollen auch zukünftig Menschen und Organisationen ehren, welche ihre Energie und ihren Einsatz voll und ganz den Menschenrechten widmen und für unsere Gesellschaft und die Erhaltung des Friedens unter uns Menschen immens wertvolle Arbeit leisten.
Dieses Jahr fiel unsere Wahl für den Menschenrechtspreis auf Frau Marianne Sébastien und ihre Organisation Voix Libres in Genf.
Frau Marianne Sébastien ist Präsidentin der Organisation Voix Libres, mit Sitz in Genf. Voix Libres ist gemäss ihren eigenen Angaben auf ihrer Website www.voixlibres.org eine internationale humanitäre Organisation, mit der die Minen-, Strassen- und Müllhaldenkinder von Bolivien ihre Projekte initiieren und realisieren, nachdem sie in die Schule gegangen sind und eine Ausbildung abgeschlossen haben, was ein solidarisches und nachhaltiges Engagement gewährleistet.
Dabei leistet unsere Preisträgerin und ihre Organisation einen wertvollen Beitrag im Rahmen der Kinderrechte, deren wir uns in diesem Jahr besonders widmen.
Wir möchten an dieser Stelle unsere Preisträgerin selbst zu Wort kommen lassen, und ihr Projekt mit ihren eigenen Worten beschreiben zu lassen:
Voix Libres bekämpft nicht die Armut, sondern gibt den in extremer Armut lebenden Menschen die Mittel, zu einer würdigen Armut zu gelangen, und lässt sie in ihrem Leid tiefe und respektvolle Anteilnahme und viel Liebe erfahren.
„Ich habe täglich diese Angst erlebt, sobald die Nacht über der Mine hereinbrach“, berichtet Maria. „Ich wurde geschlagen, missbraucht, bestohlen, und dann habe ich Mikrokredite erhalten und bin Schreinerin geworden. In den letzten sechs Monaten habe ich zwölf Frauen und vier Jugendliche in der Arbeit mit Holz ausgebildet. Jeden Tag helfe ich ihnen, Vertrauen zu gewinnen, damit sich das Martyrium unserer Mütter und Vorfahren nicht mehr wiederholt.“
Alles begann mit zwölf Kindern in den Minen. 15 Jahre danach hat eine Familie von 500 000 unterstützten Personen in Bolivien und 25 000 Freunden in Europa diese gemeinsame Gerechtigkeitsutopie im Wissen, dass die Spenden, Patenschaften und Mikrokredite zu 100 % direkt die Kinderhilfsprojekte in Bolivien finanzieren.
Ich habe eine tiefe Bewunderung für die unermüdliche Arbeit von etwa 200 bolivianischen Koordinatoren, von denen die meisten selbst in den Minen, auf der Strasse oder auf den Müllhalden gelitten haben. „Als Kind verkaufte ich auf der Strasse, heute bin ich Anwalt. Bei Voix Libres widme ich mein Leben jenen, die aller ihrer Rechte beraubt sind. Wir sind bereits in halb Bolivien tätig, aber wir erhalten so viele Anfragen, dass wir bald in ganz Bolivien handeln müssen.“
Die Stärke der Gemeinschaft besteht darin, dass die Menschen gemeinsam die Sprache wiederfinden, dass sie singen, nachdem sie stumm und wie versteinert waren, und dass sie über alle Erwartungen hinaus zu Multiplikatoren werden. „Ich vegetierte in den Abfällen. Ich bin geliebt und verstanden worden, und so fühle ich mich zu allem fähig, trotz meiner Rückfälle in den Alkohol. Ich habe die Landwirtschaftsschule erfolgreich abgeschlossen, und ich werde Dutzenden von Jugendlichen helfen, sich ihrerseits auszubilden, um die Landwirtschaft in ihrem Dorf mithilfe von Mikrokrediten wieder zu beleben.“ Seit 1994 konnten über 100 000 Mikrokreditnehmer schlagartig ihren Lebensstandard verbessern und sind nach und nach auf dem Weg zur Autonomie.
Die Armen stehen im Mittelpunkt einer solidarischen Wirtschaft, die sie selbst begründet haben, weit entfernt von Egoismus und Individualismus. Diese kollektive Arbeit sichert gerechte und ausgewogene Lebensbedingungen. Sie waren passiv, machtlos, vergessene „Sklaven“. Nun übernehmen sie Verantwortung für ihr Leben und ihre Gemeinschaften. Diesen im Elend lebenden Kindern ist es gelungen, eine Welt der Hoffnung zu schaffen und eine weltweite Entwicklung einzuleiten, die nicht enden wird, weil sie aus ihrem Herzen kommt – und dem Ihren. Danke für Ihr wertvolles und konkretes Engagement.