Ohne die erwarteten Demonstrationen und ohne verstärkte Sicherheitsmassnahmen konnte der Schweizer Menschenrechtspreis vergeben werden.
Anlässlich einer eindrücklichen Feier wurde der Islamwissenschafterin Saïda Keller-Messahli der Menschenrechtspreis 2016 der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Sektion Schweiz (IGFM-CH), in Bern übergeben.
In seiner Laudatio betonte Dr. Peter Frey, Saïda Keller-Messahli stehe voll und ganz ein für ein modernes und aufgeklärtes Islamverständnis, mit dem Ziel eines Islams mit Solidarität gegenüber allen Mitmenschen und den Menschen-rechten. Sie äussere sich mutig und direkt, bleibe jedoch stets sachlich und respektvoll. Als Gründerin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, welches eine Plattform für alle Muslime in der Schweiz sein wolle, welche ihren Glauben in einer aufgeklärten , freiheitlichen und menschenfreundlichen Form leben wolle, fördere sie eine offene Debatte und Auseinandersetzung. Ihre zentrale Botschaft laute, dass der konservative Radikalismus das wichtigste Hindernis für die Weiterentwicklung des Islam und dessen Integration in der Schweiz und in Europa ist.
In der Schweiz haben rund 5% der Bevölkerung einen muslimischen Hintergrund und davon sind rund 30% Schweizer Bürger und ein grosser Teil sind weder in einem islamischen Verband organisiert noch besuchen sie eine Moschee. In einigen dieser Moscheen bewegen sich jedoch ultrakonservative Imame und Prediger, im Ausland ausgebildet und nicht mit unseren Werten und unserer Rechtsordnung vertraut. Auf diese „Wanderprediger“ macht Frau Saïda Keller-Messahli aufmerksam. Sie beobachtet die Missachtung von grund-legenden Menschenrechten und intolerante Vorstellungen und kämpft dagegen an. Sie ist überzeugt, dass die jüngsten Ereignisse in der Schweiz und in Europa die Notwendigkeit sorgfältiger Recherche, Wachsamkeit und ein beherztes Eingreifen erfordern. Ein zentrales Thema für sie ist die Rolle der Frau in Familie und Gesellschaft, wobei eine wichtige Quelle der Kraft und Motivation auch ihre besondere Biografie, ihre Wurzeln in Tunesien und ihr aktives Leben hier in der Schweiz darstellen . In einem Interview sagte sie kürzlich: „Unwissenheit führt zu Angst, Angst führt zu Hass und Hass führt zu Gewalt. Das ist eine einfache Gleichung.“
Frau Saïda Keller-Messahli erhielt als Preis ein für sie persönlich gemaltes Bild der Malerin Elsbeth Boss aus Rapperswil BE. Sie bedankte sich bei ihren Freunden und Gönnern und der IGFM-CH für die Unterstützung, die sie weiterhin nötig habe und die ihr Ansporn sei für ihre Arbeit.
Die musikalische Untermalung der Veranstaltung wurde durch das Michel Baumann Duo vollzogen, welches vollen Anklang bei allen Anwesenden fand.
Frau Saida Keller-Messahli wurde anlässlich der Preisverleihung gefragt, wo sie denn all die Kraft für ihre Tätigkeit hernehme. Die Preisträgerin sagte, dass sie dies auch schon von ihren Kindern gefragt wurde, dass sie darauf aber keine Antwort geben könne, denn sie wisse nicht woher die Kraft komme. Diese sei einfach da!
Wir danken Frau Keller-Messahli und wünschen ihr viel Kraft für die Zukunft. Auch wenn Sie noch in einem Radio-Interview sagte, dass sie froh sei, wenn alles vorbei wäre, so hoffen wir doch, dass sie sich nun doch über den Preis freuen kann.
IGFM-CH
Monique Schlegel, Geschäftsführerin
2560 Nidau